Wie das BHKW Leipzig Nord-West in Möckern technisch und auch optisch fasziniert

von Redaktion | 09.08.2023

Vielleicht war es nur unterschwellig beabsichtigt. Aber das Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Diderotstraße ist auf einem guten Weg so etwas wie ein kleines Wahrzeichen für den Stadtteil Möckern zu werden. 

Sicht auf das BHKW mit seiner verspiegelten Fassade. Darauf ist ein gelbes L zu sehen und ein gelbes Symbol für eine Ortsmarkierung.

Die glänzende Außenfassade fällt auf jeden Fall auf, wenn man auf dem Weg von oder zur A14 daran vorbeifährt. Die eloxierten Aluminiumschindeln sind nicht streng geometrisch angeordnet, sondern bilden eine Art Wellen, die das Licht zu jeder Tageszeit anders spiegeln. Sie gleichen „Energiewirbeln“ wie die Jury des Deutschen Fassadenpreises meinte. Entsprechend kürte sie den Neubau des BHKW 2022 zum Sieger in der Kategorie „Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden“. Dazu kommt natürlich der markante 17 Meter hohe Kamin. Man könnte also vor dem Kraftwerk stehen und lange über die äußeren Werte sprechen, aber tatsächlich faszinieren die inneren genauso – und haben auch eine langfristige Bedeutung.

Mit dem BHKW in die Zukunft

Das BHKW ist Teil des Zukunftskonzeptes Fernwärme der Stadtwerke Leipzig. Ein großangelegter Plan, der nach dem Braunkohleausstieg die Versorgungssicherheit der Stadt garantieren soll. Bis spätestens 2025 will man Fernwärme hauptsächlich über gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbare Energien beziehen und bis 2038 komplett CO2-neutral sein. Dabei setzt man neben dem neuen Herzstück, dem großen Heizkraftwerk Leipzig Süd, auf mehrere kleine Blockheizkraftwerke, die dezentral in der Stadt verteilt sind. Dazu gehören neben dem BHKW Leipzig Nord-West ein „Schwesterkraftwerk“ mit gleicher Leistung in Lausen und vier kleinere Standorte, die jeweils etwa 2 Megawatt Leistung bringen. In Möckern holt man 9 Megawatt Leistung heraus.

Wie funktioniert ein BHKW?

Das BHKW im Sonnenuntergang.

BHKW Möckern

Das Prinzip ist überall gleich: Die BHKW sind moderne Gaskraftwerke, die mit einer sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) arbeiten. Das bedeutet, dass ein erdgasbetriebener Verbrennungsmotor Strom erzeugt; seine Abwärme und die Motorwärme selbst werden aber über Wärmetauscher ausgekoppelt und so dem Fernwärmenetz zugeführt, bzw. an die Haushalte im Viertel verteilt. In Möckern kommen zwei solcher Module, die aus Motor, Generator und Wärmetauscher bestehen, zum Einsatz. Die elektrische und die thermische Leistung beträgt jeweils 4,5 Megawatt. Das erhöht den Wirkungsgrad enorm, der fast 93 Prozent beträgt (und dabei völlig unabhängig von der Außentemperatur ist). Würde man Strom und Wärme getrennt erzeugen, würde das zudem mehr CO2 ausstoßen. So spart man aber vergleichsweise 1760 Tonnen ein.

Angetrieben wird der Verbrennungsmotor vom saubersten konventionellen Brennstoff: Erdgas. Bei der Verbrennung entsteht hauptsächlich ungiftiges Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf. Außerdem kommen auch moderne Katalysatoren für die Abgasreinigung zum Einsatz. Dafür verwendet man Harnstoff, ähnlich wie man es z. B. von AdBlue bei Dieselfahrzeugen kennt. Etwa sieben Liter des Harnstoffes (eine 40prozentige Lösung) benötigt man für je Betriebsstunde und BHKW-Modul. So erreicht man, dass die Freisetzung von Schadstoffen, wie zum Beispiel Stickoxiden, weit unter den heute erlaubten Grenzwerten des Bundesimmissionsschutzes reduziert wird.

Die angesprochenen Gasmotoren sind ebenfalls ein echter Hingucker. Die hellgrüne Farbe sticht dabei besonders hervor. Noch beeindruckender sind einige der technischen Daten: 6.200 PS erzeugt der 55,5 Tonnen schwere Motor. Dafür stehen ihm 6,23 Liter Hubraum je Zylinder zur Verfügung. Bei 24 Zylindern macht das satte 150 Liter Gesamthubraum. 1.000 Liter Schmieröl müssen ihren Dienst tun, der Schmierölverbrauch liegt bei ca. einem Liter je Betriebsstunde. Darüber hinaus sind die Motoren „H2-Ready“, sprich: es ist auch möglich, sie in der Zukunft auf den Betrieb mit Wasserstoff umzustellen. Das derzeit verwendete Erdgas wird hier klar als Brückentechnologie angesehen, in der Zukunft sollen dann regenerativ erzeugtes Gas, vielleicht auch Wasserstoff oder anderen Biogase zum Einsatz kommen.

Das macht natürlich auch ordentlich Lärm. 126 Dezibel Schallleistung, wie es im Fachjargon heißt. Da ist man schon im Bereich eines Düsenflugzeugs und wer direkt am Motor arbeitet, braucht auch unbedingt guten und angemessenen Schutz für die Ohren. Allerdings hört man außen so gut wie nichts davon. Neben den Motoren sind ja auch noch weitere technische Anlage wie z. B. das Lüftungssystem im Einsatz. Dank einer cleveren Bauweise sind die Betriebsräume gut voneinander getrennt und schallisoliert, so dass man von außen nicht mehr Geräusche wahrnimmt als etwa beim heimischen Kühlschrank.

Das BHKW in Möckern benötigte Investitionen in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Zusammen mit der gleichen Anlage in Lausen sind es 16,6 Millionen. All dies zusammengenommen steht das Blockheizkraftwerk Leipzig Nord-West für ein Konzept, dessen Leitsätze Versorgungssicherheit, Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit für Kunden und Stadtwerke sind. Und schön darf es auch noch sein.

Leipziger Gruppe – nah dran

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