Einen Appell zur gegenseitigen Rücksichtnahme richtet die Beauftragte für Menschen mit Behinderung bei der Stadt Leipzig, Carola Hiersemann, an alle Verkehrsteilnehmer. Ihr Motto lautet Sensibilisierung statt Abstrafung: Das Verhalten einiger Fahrradfahrer gegenüber blinden und sehschwachen Menschen auf den Fuß- und Übergängen sei unüberlegt und bedarf der Aufklärung. Auch Autofahrer sollten beim kreativen Parken an Einmündungen von Kreuzungen und auf Gehwegen darüber nachdenken, dass sie ein großes Risiko für Blinde darstellen. Häufig sind die Blindenleitsysteme in der Innenstadt von Lieferwagen oder Gastronomen zugestellt oder Zweiräder werden an den Bügeln nicht ordnungsgemäß mittig abgestellt. Der Blinde ist gezwungen, mit seinem Taststock den Leitstreifen zu verlassen und verliert demzufolge die Orientierung. Deshalb die Bitte an alle Leipziger – Augen auf beim Parken und Fahrradabstellen, um den Alltag eines Blinden einfacher zu gestalten. Damit sich behinderte Menschen selbstständig und unabhängig im öffentlichen Raum bewegen können, sorgen die Leipziger Verkehrsbetriebe beim Neubau von Haltestellen für die nötige Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer und ein Blindenleitsystem vor Ort.
Der Alltag eines Blinden in Leipzig – Spezielle Angebote
In Leipzig bieten einige Institutionen spezielle Angebote für Blinde. Beispielsweise lädt das Schauspiel Leipzig monatlich mindestens ein Mal zu einer Vorstellung mit Live-Audiodeskription (akustischer Bildbeschreibung) ein. Im Grassimuseum und im Stadtgeschichtlichen Museum gibt es spezielle Tastangebote in den Ausstellungen. Der Duft- und Tastgarten ist bei Blinden sehr beliebt. Auch der Wildpark hält für Menschen mit Sehbehinderungen Hinweistafeln in Brailleschrift bereit.
Der Ball von RB Leipzig rollt auch für Blinde und Sehschwache – an jedem Spieltag wird direkt im Stadion für eine „Spielbeschreibung“ gesorgt. Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB), schon 1894 in Leipzig gegründet, stellt nicht nur Literatur für Blinde bereit, sondern produziert auch Texte und Noten in Brailleschrift, Bilder als Reliefs und Hörbücher im DAISY-Hörbuchformat.
Dieser Artikel erschien im Leipziger Leben 05/2017.