Der Weg zur Massenmotorisierung blieb in der DDR aus vielerlei Gründen versperrt. Umso wichtiger war die Funktion der Leipziger Straßenbahn für das urbane Leben und seinen geordneten Rhythmus – insbesondere während der Messen, der zahlreichen Kongresse und zu den Sportfesten. Ohne Sonderlinien lief da gar nichts.
In der Leipziger Straßenbahngeschichte beginnt 1969 die Generation Tatra. Die Festschrift wendet sich auch an technisch Interessierte, die sich näher über den überaus vielgestaltigen Fahrzeugpark der Leipziger Straßenbahn informieren wollen. Rolf-Roland Scholze, der neben den Bilderschätzen die Festschrift zu 150 Jahren Straßenbahn mit einem enormen technischen Know-how bereichert, erklärt: „Ob mit Einzelfahrzeugen, den speziell für den Leipziger Bedarf abgeleiteten Beiwagen, den Großzügen oder den Gelenktriebwagen – die Tatras aus der Tschechoslowakei waren allgegenwärtig. Und sie trugen, weil die S-Bahn lange Zeit nur ein großes Provisorium blieb, die Hauptlast des Leipziger Stadtverkehrs. Kein anderer Straßenbahnbetrieb verfügte über eine größere Tatra-Flotte als die LVB.“
Der Wandel kommt und die Straßenbahn fährt mit
Ganz Ostdeutschland ist im Wandel. Die deutsche Einheit wird vollzogen und der Alltag 1990 ist nicht wiederzuerkennen. Wirtschaft und Verkehr geraten in Bewegung. Starke kommunale Betriebe gewannen eine enorme Bedeutung für das Gemeinwesen. Die LVB waren wieder ein Unternehmen im Eigentum der Stadt. Kräftige Investitionen haben die Weichen für den Stadtverkehr der Zukunft gestellt.
„Die LVB nahmen 1994 die ersten Neubeschaffungen ihres Fahrzeugparks in Betrieb. Nicht der Einsatz gebrauchter Fahrzeuge von westdeutschen Partnern beschrieb die Strategie, sondern die Orientierung auf Niederflurigkeit, gutes Beschleunigungsvermögen und Energieeffizienz, auch wenn dafür zwangsläufig höhere Anfangsinvestitionen erforderlich waren“, weiß Helge-Heinz Heinker zu berichten. „Doch die LVB standen ja nun in einem täglichen Wettbewerb mit dem Individualverkehr und den konnten sie nur mit einem attraktiven Angebot gewinnen.“
Herausforderungen der Gegenwart
Das Jubiläumsjahr 2022 der Straßenbahn für Leipzig steht im Zeichen der Verkehrswende. Höhere Umweltstandards, Energiewende und Digitalisierung, der Bedeutungszuwachs des ÖPNV und der geschäftige Rhythmus der wachsenden Stadt Leipzig bilden ein Bündel an Herausforderungen. Die LVB haben die Beschaffung einer neuen Fahrzeuggeneration mit regionalen Partnern und regionalen Herstellern begonnen. Der Leipziger Stadtrat beschloss den Bau von drei Neubaustrecken zwecks Weiterentwicklung des Liniennetzes und die Beauftragung der LVB mit dem Straßenbahnverkehr bis zum Jahr 2044.