Wie moderne Bahnstromunterwerke Energie sparen

von Redaktion | 07.11.2022

„Hören Sie es brummen?“, fragt Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe, und hebt den Zeigefinger. Wir stehen in einem unscheinbaren Flachbau aus DDR-Zeiten – da, wo sonst nur befugte LVB-Mitarbeiter Zutritt haben, denn es handelt sich um sogenannte kritische Infrastruktur. 

Ines Frohlich und Ronald Juhrs stehen nebeneinander und halten ein Schriftstück in den Händen. Beide lächeln in die Kamera.

In einem Bahnstromunterwerk in Leipzig-Grünau sind wir umgeben von Schaltanlagen, die aussehen wie große, nebeneinanderstehende Metallschränke. Wir spitzen die Ohren und hören ein kurzes, zartes Brummen. Gleichzeitig schlägt der Zeiger hinter dem Glasfenster einer Metalltür aus. „Eine Straßenbahn fährt gerade an“, erklärt Juhrs. Und tatsächlich vernehmen wir, wie draußen auf der großen Magistrale eine Bahn vorbeifährt. Den Strom für ihre Fahrt bezieht sie nämlich genau aus diesem Bahnstromunterwerk. Es wandelt den Wechselstrom (10 KV) vom Netzbetreiber in 600 Volt Gleichstrom für die Oberleitungen des Straßenbahnnetzes um. 46 Unterwerke gibt es in Leipzig, die jeweils einen bestimmten Gleisabschnitt mit Strom versorgen.

Wie Bahnstromunterwerke mit neuer Technik Energie sparen

Mehrere Schränke aus Metall bilden einen Gang. In einige Schränke kann man durch Glasscheiben reingucken.

Dass das Bahnstromunterwerk in Grünau aus dem Jahr 1980 stammt, ist nicht zu übersehen. Nostalgiker hätten hier ihre wahre Freude. „Die Technik hat ihr Lebenswerk vollbracht“, sagt Juhrs und freut sich, dass Ines Fröhlich, Staatssekretärin für Digitalisierung und Mobilität im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, extra aus Dresden angereist ist, um einen Fördermittelbescheid in Höhe von 1,7 Millionen Euro persönlich zu überreichen. Insgesamt kostet die Modernisierung des Gleichrichterunterwerkes, inklusive Bahnstromkabel im Umfeld, etwa 2,4 Millionen Euro. Auch der Bund beteiligt sich an den Kosten. In etwa einem Jahr sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann ist die Technik auf dem neusten Stand. Denn auch wenn das Retro-Interieur des Unterwerks Eindruck hinterlässt, Ines Fröhlich ist sich sicher: „Nur mit einem leistungsfähigen und zugleich umweltfreundlichen ÖPNV werden wir die Verkehrswende erreichen. Und nur mit solchen Investitionsvorhaben, die Elektromobilität mit modernster Technik und Innovation verbinden, werden wir den Energiebedarf verringern.“

Roland Juhrs nickt. Energie sparen ist auch das große Ziel der LVB. Dazu werden in Zukunft auch die Bahnstromunterwerke beitragen. 33 der 46 Bahnstromunterwerke sind bereits modernisiert, sechs werden gerade überholt. Nach dem Umbau aller Werke soll die elektrische Nennspannung, die ins Straßenbahnnetz eingespeist wird, in den 2030er Jahren von 600 Volt auf 750 Volt erhöht werden. „Mit der Umstellung wollen wir die Leistungsfähigkeit im Netz erhöhen und gleichzeitig bis zu fünf Prozent Energie sparen“, betont der LVB-Geschäftsführer. Möglich wird das, da die höhere Spannung auch die Leistung der Bahnen verbessert. Zudem kann die Rückspeisung über die Fahrleitung, wenn die Bahn bremst, erhöht werden.

Wollen Sie weitere spannende Fakten zum Bahnstrom wissen? Dann lesen Sie hier in unserem L-Blog.

Die Zukunft kann kommen

Energie sparen ist aber nicht erst seit diesem Jahr ein Thema für die LVB: Seit 1990 konnte das Unternehmen seinen jährlichen Stromverbrauch bereits um über 40 Prozent senken, was vor allem mit dem Kauf neuer Bahnen zusammenhing. Und das Thema bleibt aktuell, meint Juhrs und berichtet vom Projekt „Straßenbahn der Zukunft“. Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen der Städte Zwickau und Görlitz werden die LVB neue breitere Fahrzeuge anschaffen, die ab 2024 in den Probebetrieb gehen sollen. Allein Leipzig hat 25 dieser modernen Niederflurbahnen bestellt, die in der Zukunft möglicherweise auch mit alternativen, umweltfreundlichen Energien wie Wasserstoff fahren könnten. Außerdem besitzen die Fahrzeuge ein Fahrerassistenzsystem, welches das energiesparende Fahren unterstützen soll. Die Zukunft kann also kommen. Auch im Bahnstromunterwerk in Grünau, in dem es gerade wieder brummt, während eine Straßenbahn an dem unscheinbaren Gebäude vorbeifährt, das doch so unglaublich wichtig für den Bahnbetrieb ist.

Prinzipdarstellung Gleichstromversorgung Straßenbahn

Weitere aktuelle Energiesparmaßnahmen der LVB:

An einer Wand hängen mehrere Schilder. Zum Beispiel "Nicht schalten", "Anlage geerdet" oder "Vorsicht Rückspannung".
  • Gemäß den gesetzlichen Vorgaben werden die Büros nur noch auf 19 Grad Celsius beheizt.
  • In den Fahrzeugen wird es im Winter nur noch maximal 16 Grad warm sein.
  • Die Türen werden nicht mehr an jeder Haltestelle automatisch geöffnet.
  • Weitere Maßnahmen erarbeiten die LVB mit den Partner-Verkehrsunternehmen in Dresden und Chemnitz.

In unseren Nachhaltigkeitsberichten erfahren Sie mehr darüber, wie die LVB und die Leipziger Gruppe Energie sparen.

Und mehr Infos zu den Investitionen der LVB im Jahr 2022 gibt es hier.

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