875.000 Euro: Stadtwerke gewinnen 180 Leipziger fürs Bürgersparen

von Simone Liss | 21.12.2021

Das Konzept ist einfach und gut: Geld anlegen und doppelt profitieren – von lukrativen Zinsen und einem guten Gewissen. In Leipzig ist der Funke übergesprungen: 180 Leipziger sind gerade Bürgersparer geworden und haben 875.000 Euro in die Energiewende vor der Haustür investiert.

Eine PV-Anlage auf einem Flachdach in einer urbanen Umgebung bei Sonnenschein.
Eine PV-Anlage wird installiert.

In erneuerbare Energien investieren und Geld sparen – die Leipziger Stadtwerke machen beides mit dem Bürgersparen möglich.

Das Projekt Bürgersparen passt in die Zeit. Denn die Solarbranche in Deutschland erlebt gerade ein Comeback. Nahezu jede zehnte in diesem Jahr verbrauchte Kilowattstunde stammt hierzulande inzwischen aus Sonnenenergie. Ab 2022 werden die Ausschreibungsmengen für Photovoltaikanlagen um 4,1 Gigawatt auf sechs Gigawatt angehoben. Auch können künftig die Kommunen finanziell an Photovoltaik-Flächen beteiligt werden. Bislang gab es das nur bei Windkraftanlagen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) wurden bereits 2020 ein Viertel mehr Solaranlagen auf deutschen Dächern installiert als im Vorjahr, genau 184.000, mit einer Leistung von rund 4,9 Gigawatt. Keine andere Energieform legte bei der Stromerzeugung stärker zu.

Solarmodule erobern die Dächer Leipzigs

Ob auf dem Dach der Schaubühne Lindenfels, des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks oder des Zulieferers Faiveley Transport Leipzig – Solarmodule erobern die Dächer Leipzigs. Großstädte sind zwar nicht per se die idealen Orte, um Sonnenstrom zu erzeugen. Dennoch wollen das Leipziger Rathaus und die kommunalen Firmen die vorhandenen Möglichkeiten auf Dächern und geeigneten Freiflächen ab 2022 deutlich besser nutzen und bis 2026 jährlich mindestens 900 Kilowatt-Peak (kWp) zubauen. Als Faustregel gilt, dass ein kWp bei Standorten in Deutschland etwa 1000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt. In Leipzig sollen pro Jahr etwa 15 große Photovoltaikanlagen entstehen, die insgesamt so viel Sonnenstrom erzeugen, dass man damit zum Beispiel 900.000 Wäscheladungen in Waschmaschinen säubern kann.

Die Leipziger Stadtwerke bieten Bürgern dafür sogar seit Herbst 2021 eine finanzielle Beteiligung an. Für die erste Tranche des sogenannten Bürgersparens liegt nun ein beachtliches Ergebnis vor: Vom 1. Oktober bis 10. Dezember haben 180 Leipzigerinnen und Leipziger die Chance genutzt und ihr Geld in den Ausbau von Photovoltaikanlagen investiert: insgesamt 875.000 Euro. „Eine respektable Summe und für den ersten Aufschlag des Beteiligungsprojekts ein achtbares Ergebnis. Mein herzlicher Dank gilt allen Zeichnern für ihr Vertrauen und ihren Willen, aktiv den Klimaschutz in unserer Stadt zu unterstützen“, sagt Dr. Maik Piehler, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke. „Gleichsam freut mich auch der interne Zuspruch. Unter den Zeichnern sind 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Gruppe. Das zeigt einmal mehr, wie wir uns mit unseren Werten identifizieren.“

Vom „Solar Valley“ zur „Solar Area“

Der kommunale Energieversorger wird in den kommenden Jahren etwa 400 Millionen Euro in neue, umweltschonende Erzeugungsanlagen investieren. Schon jetzt betreiben die Leipziger Stadtwerke unter anderem zwei Biomassekraftwerke, drei Windparks, mehrere Photovoltaikanlagen auf Dächern in Leipzig sowie ab Anfang kommenden Jahres zwei Solarparks mit insgesamt 44.700 Photovoltaik-Modulen im Landkreis Meißen. Sie liefern Strom für rund 5.000 Haushalte. Zwei weitere Solarparks sind Mitte 2022 in der Region Freiberg geplant.

Für Mitteldeutschland ein gutes Zeichen. Bereits seit Mai 2021 werden hier wieder Solarzellen hergestellt, im einstigen „Solar Valley“ bei Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Hier hat das Schweizer Unternehmen Meyer Burger kürzlich ein neues Werk eröffnet. In dem hochautomatisierten Betrieb sollen täglich bis zu 200.000 Solarzellen vom Band laufen. In einem ersten Schritt ist eine Jahreskapazität von 400 Megawatt geplant. Bis 2026 sollen es fünf Gigawatt werden. Nebenan baut die zum südkoreanischen Hanwha-Konzern gehörende Solarfirma Q-Cells ihren Standort in Bitterfeld aus und will bis 2023 gut 140 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung neuer, rohstoffarmer Solarmodule investieren. Eine Entwicklung, die auch die Leipziger Stadtwerke begrüßen.

 

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