Alles geklärt: Neue Abwassertechnik für Dölzig und Kleinliebenau

von Simone Liss | 06.03.2023

Ein Klärwerk ist ein kleines Wunder. Schmutziges Wasser aus Toiletten, Spülbecken, Abflüssen fließt rein, gereinigtes Wasser wieder raus.

Klärwerk Dölzig

Ein mehrstufiger Reinigungsprozess, der aufwendig ist und die Technik strapaziert. So kommen – wie alles im Leben – auch Kläranlagen in die Jahre. Zuletzt die Abwasseraufbereitungsanlage in Dölzig mit ihren drei markanten Stahlbehältern. Seit 1995 ist sie im Betrieb und hat bisher das Schmutzwasser aus dem Einzugsgebiet Dölzig gereinigt. Wasseraufbereitungs-Experten sprechen von 3.000 sogenannten Einwohnerwerten (EW). Dieser Wert summiert die Anzahl der Einwohner, die im Einzugsgebiet einer Kläranlage leben, sowie Unternehmen und Industrieansiedlungen, die ebenfalls Abwasser produzieren. „In Dölzig sind wir an die Kapazitätsgrenzen gestoßen. Dölzig und Kleinliebenau wachsen, ebenso das hiesige Gewerbegebiet. Wir rechnen bald mit bis zu 6.000 Einwohnerwerten“, sagt Simone Stein, Teamleiterin Technik Werke bei den Leipziger Wasserwerken.

So haben sich die Leipziger Wasserwerke 2018 entschieden, eine neue Kläranlage zu bauen und das Zulaufbauwerk zu sanieren. Fast drei Jahre dauerte das Planungs- und Genehmigungsverfahren. Im Februar 2022 ging es los – mitten in der Corona-Pandemie. „Die größte Herausforderung: Unsere Anlage ist zwischen der Bundesstraße 186, dem Augraben und dem Deich des Saale-Leipzig-Kanals eingekeilt. Wir haben keinen Platz und bauen quasi zeitgleich die alte Anlage ab und die neue auf“, erklärt Stein. Eine logistische und technische Meisterleistung.

Aktuell wächst ein Betriebsgebäude mit Rechenanlage, Sandfang und Maschinentechnik in die Höhe. Der Multifunktionsbau vereint die einzelnen Schritte der mechanischen Abwasserreinigung, gestapelt unter einem Dach. Daneben nehmen zwei runde Belebungsbecken aus Beton mit integrierter Nachklärung Gestalt an. „Als nächstes wird das aktuelle Mechanikbauwerk zum Zulaufpumpwerk umgebaut“, sagt Stein. Rund sechs Millionen Euro investieren die Leipziger Wasserwerke in das gesamte Bauvorhaben. „Es wird mitfinanziert durch den Bund im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ,Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ sowie durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.“  Nicht ohne Grund: „Die Sanierung der Kläranlage Dölzig ist ein wichtiger Baustein für unser Strategieprogramm ,Wasser 2030′ und verbessert die Reinigungsleistung und Zuverlässigkeit unserer Anlage signifikant“, sagt Simone Stein. Ihr Ziel ist es, das Projekt kommenden Winter abzuschließen.

Nachhaltiger Umwelt- und Gewässerschutz

Die Leipziger Wasserwerke betreiben in ihrem Entsorgungsgebiet 23 Kläranlagen – darunter im Rosental, in Markkleeberg, Taucha, Wiedemar, Knautnaundorf, Dölzig und Markranstädt (Leipziger Leben, Seite 22-23), ihres Zeichens eine der modernsten in Deutschland. Sie reinigen das verschmutzte Abwasser umweltgerecht, um es dann wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurückzugeben. Das macht die Leipziger Wasserwerke in der Region zu einem Hauptakteur für nachhaltigen Umwelt- und Gewässerschutz.

Historische Aufnahme von Kanalarbeitern mit Karren.

Kanalarbeiter um 1946/47

So hat man es früher gemacht – Abwasserbehandlung in der Vergangenheit

Vor circa 4.600 Jahren existierten im heutigen Pakistan bereits funktionsfähige Kanalisationen, bestehend aus einem nahezu perfekten System von Kanälen und Schächten mit aus Ziegeln hergestellten Hausanschlüssen.

Vor circa 2.500 Jahren war im alten Rom durch Aquädukte stets genügend Wasser vorhanden, um einen zügigen Abtransport zu gewährleisten. Daher entstand ein flächendeckendes Kanalisationssystem.

Im Mittelalter war mit dem Untergang des römischen Reiches das Wissen über Kanalisationen in Europa verloren gegangen: Das häusliche Abwasser fand sich gemeinsam mit Küchen- und anderen Abfällen auf den Straßen wieder.

Ende des 19. Jahrhunderts errichtete der Ingenieur Joseph Bazalgette unter London ein modernes Kanalsystem mit einer Länge von fast 1.800 Kilometern.

Heute wird Abwasser über Rohre und Kanäle bis zu den Kläranlagen geleitet, wo in mehreren Reinigungsstufen mitgeführte Grobstoffe bis hin zu gelösten Bestandteilen, wie Stickstoff, Phosphat und Kohlenstoff, entfernt werden.

Historische Abbildung: Männer schaufeln Schlamm im Klärwerk Rosental

Männer schaufeln Schlamm im Klärwerk Rosental

Ingenieurskunst: Leipzigs größtes und ältestes Klärwerk steht übrigens im Rosental, einem Tiefpunkt Leipzigs. Es wurde im November 1894 als eines der ersten Klärwerke Deutschlands in Betrieb genommen und reinigt dank der Ingenieurskunst der Vorväter bis heute einen Großteil des Leipziger Abwassers.

 

 

Neugierig geworden? Am 6. Mai 2023 ermöglichen die Leipziger Wasserwerke zum Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen der Abwasserreinigung.

Wie die Abwasserbehandlung heute funktioniert, sehen Sie in unserem hier.

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