Automatisiertes Fahrzeug ABSOLUT geht in Fahrgast-Test
Wie können hochautomatisierte Fahrzeuge im On-Demand-Angebot das klassische ÖPNV-Angebot eines Verkehrsunternehmens ergänzen, attraktiver gestalten und so die Fahrgastzahlen nachhaltig steigern? Damit beschäftigt sich seit Anfang 2019 das Projekt ABSOLUT, ein Verbundvorhaben aus regionaler Wirtschaft, Wissenschaft und Kommune. Experten verschiedenster Bereiche arbeiten im Verbundprojekt ABSOLUT an einer ganzheitlichen hochautomatisierten Gesamtlösung für den Öffentlichen Personennahverkehr. In verschiedenen Arbeitspaketen forschen und entwickeln die regionalen Partner an einer Lösung. Hier stellen wir Ihnen diese mit ihren Aufgaben und den gestarteten Fahrgast-Test vor!

Automatisiertes Fahrzeug ABSOLUT: Exklusive Mitfahrgelegenheit im fahrenden Labor

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„Als BMW Group Werk Leipzig verfolgen wir das Ziel, zusammen mit den Beteiligten des Projektkonsortiums, die nachhaltige Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Leipziger Norden zu stärken. Wir möchten für unsere Mitarbeitenden, Besucher und Kunden eine verbesserte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz erreichen und die Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte unterstützen. Ein Projekt wie das autonom fahrende Busshuttle ABSOLUT leistet dazu einen wertvollen Beitrag“, so Petra Peterhänsel, Werkleiterin BMW Group Werk Leipzig.

Das Ziel des Projekts ABSOLUT
Mehr Informationen unter www.absolut-projekt.de

Das sind die ABSOLUT-Projektteilnehmer und ihre Arbeitspakete (AP)
Das hoch automatisierte Fahren im ÖPNV bringt für die Fahrgäste ein neues Verhältnis zur Mobilität mit sich. Mal abgesehen vom Sicherheitsfahrer, der heute obligatorisch an Bord sein muss, wird das Fahrzeug zukünftig eigenständig, ohne ÖPNV-Vertrauensperson im Bus, agieren. Kann ein Passagier darauf vertrauen, dass ein Dispatcher einer entfernten Leitstelle die volle Übersicht über die Fahrmanöver hat? Wie kann ein Fahrgast in Notfällen um Hilfe rufen? Wie kann Sicherheit, Vertrauen und interaktive Kommunikation umgesetzt werden? Diese Fragen der „Fahrerersatzfunktionen“ gegenüber Fahrgästen wurden von BitCtrl Systems GmbH, einem kleinen Leipziger Software- und Systemhaus mit 35 Mitarbeitern, im ABSOLUT Projekt erforscht, analysiert und in prototypischen Lösungen umgesetzt.
Sedenius Engineering als Spezialist für intelligente und umfassende Lösungen im Bereich des autonomen und hochautomatisierten Fahrens entwickelte im Rahmen des ABSOLUT-Projektes das Umfeldmodell mit Sensordatenfusion aus Sensorobjekten, Spurinformationen und Informationen aus hochgenauer Karte sowie Infrastruktur. Dieses Modell ist Grundlage für die Bahnplanung und damit der autonomen Fahrzeugführung.
Die Stadt Leipzig und die TU Dresden unterstützen das zukunftsweisende Projekt ABSOLUT. Als Straßenbaulastträger, Straßenverkehrsbehörde und ÖPNV-Aufgabenträger hat die Stadt ein übergeordnetes Interesse an einem sicheren Betrieb eines automatischen Busshuttles als integralen Teil eines modernen und attraktiven ÖPNV-Systems. Als Forschungseinrichtung hat die TU Dresden die Möglichkeit, theoretische Methoden und Modelle für die Mobilität der Zukunft in der Praxis anzuwenden. Damit leistet das Projekt ABSOLUT einen Beitrag zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und somit zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie 2030. Gleichzeitig bildet die umgesetzte C2X-Verkehrstechnik eine Grundlage für ein modernes und zukunftsorientiertes Verkehrsmanagement in der Stadt sowie eine wichtige Unterstützung für das automatisierte Fahren.
• Ertüchtigung der Lichtsichtsignalanlagen für die C2X-Kommunikation
• Ertüchtigung des Verkehrsrechners für das Monitoring der Roadside Units an den Lichtsignalanlagen
• Bereitstellung einer speziellen digitalen Karte des Betriebsgebietes für automatisiertes Fahren
• Umsetzung einer qualitätsgerechten ÖPNV-Bevorrechtigung an den einzelnen Kreuzungen im Betriebsgebiet
• Anpassung der Verkehrsregelung gemäß den Anforderungen des automatisierten Fahrens
Im Rahmen des Projekts ABSOLUT wurden – ergänzend zu den Zulassungsvorschriften für konventionelle Fahrzeuge – Vorgaben für die Leistungsfähigkeit und den Betrieb der Busshuttles erarbeitet und in Form eines umfangreichen Sicherheitskonzeptes (Anforderungskatalog) zusammengefasst. Die einzuhaltenden Vorgaben sind Basis für die Begutachtung und Zulassung der vollautomatisierten Busshuttles. Ausgewählte Erkenntnisse und Ergebnisse wurden in einschlägige gesetzgebende Gremien eingebracht. So enthält die am 1. Juli 2022 in Kraft getretene Verordnung zur Genehmigung und zum Betrieb von Kraftfahrzeugen mit autonomer Fahrfunktion in festgelegten Betriebsbereichen (Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung – AFGBV) ebenfalls technische Anforderungen an die Leis-tungsfähigkeit und den Betrieb von vollautomatisierten Busshuttles.
• Entwicklung eines Anforderungskatalogs für die Zulassung und den Betrieb von automatisierten Busshuttles
• Koordination des Zulassungsprozesses (Phase I – mit Teilautomatisierung, Phase II – mit Vollautomatisierung)
• Unterstützung des Fahrzeugentwicklungsprozesses
• Entwicklung von Prüfverfahren für die Zulassung und die periodisch-technische Inspektion
Ziel des AP 8 ist der abschließende Test des ABSOLUT-Shuttles im Realbetrieb. Der Kern besteht daher aus einem Testbetrieb mit ausgewählten Testnutzern. Die Testbetriebsabläufe werden dabei in mehreren Dimensionen betrachtet und ausgewertet.
So interessiert aus dem technischen Betrachtungswinkel die Funktion von Fahrzeug und Infrastruktur unter realistischen Bedingungen. Gleichzeitig steht die organisatorische Ebene im Fokus, bei der Erkenntnisse über mögliche zukünftige Betriebsmodelle autonomer Fahrzeuge gesammelt werden sollen. Außerdem ergibt sich eine psychologische Komponente hinsichtlich der Nutzerakzeptanz, die im Testbetrieb erforscht werden soll.
Aus den gesammelten Erkenntnissen erhoffen wir uns nach einer Evaluation die Ableitung weiterer Entwicklungsbedarfe, um in Zukunft ein praxistaugliches Gesamtsystem entwickeln zu können.
Im Arbeitspaket 8 wird eine Mehrwertdienstplattform zum Suchen und Buchen von kostenlosen Shuttle-Fahrten zwischen dem Gelände „Neue Messe“ und dem BMW-Werk mit integrierten Mehrwertdiensten (zum Beispiel Quiz, Hilferuf-Funktion) entwickelt.
Zum Start des Testbetriebes im Oktober kommt die im AP 8 entwickelte Fahrgast-App, die nun von den Fahrgästen getestet werden soll, erstmalig zum Einsatz:
• Die Fahrgast-App ist im App Store auf Einladung und im Play Store mit entsprechendem Aktivierungscode abrufbar.
• Sie dient zum Suchen und Buchen von kostenlosen Shuttle-Fahrten zwischen dem Gelände „Neue Messe“ und dem BWM-Werk.
• Die App enthält unterschiedliche Mehrwertdienste für die Fahrgäste bereit, wie zum Beispiel:
ein Quiz, das auch simultan im Shuttle reproduziert werden kann,
– eine Hilferuf-Funktion,
– CO2-Ersparnis-Skala je Nutzer und für das Gesamtvorhaben,
– Kartenansicht der Fahrt und des Fußweges (Standortnutzung)
• Die App ist sowohl an die ABSOLUT-Leitstelle als auch an die REST-API der LVB angebunden und kann so zum Beispiel die Buslinie 86a anzeigen.