Gelangt das Rohwasser dann ins Wasserwerk, wird es dort auf seine Bestandteile hin kontrolliert. Da es zu wenig Sauerstoff besitzt, wird es belüftet. Das im Wasser oxidierte Eisen wird wiederum in einem Filter zurückgehalten. Etwaiges Mangan hält ein Kiesbett zurück. „Das Wasser der Mulde stammt aus dem Erzgebirge und bringt sehr viele Mineralstoffe mit. Mineralien wie Kalzium oder Magnesium sind übrigens der Grund, weshalb man manchmal Salzrückstände an Küchengeräten hat – das Trinkwasser selbst machen sie aber schmackhafter“, sagt Schnitzer. Jedes Wasserwerk wird zwei Mal pro Woche beprobt, parallel werden Online-Messungen durchgeführt und dabei auch ph-Werte, Chlorgehalt und die Trübung des Wassers rund um die Uhr überwacht. Zudem kontrollieren Experten im Trinkwasserlabor der Leipziger Wasserwerke jährlich etwa 7.100 Trinkwasserproben, sodass hier nichts dem Zufall überlassen wird, damit das frische Nass den strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht.
Ist das Wasser in den vier Großwasserwerken aufbereitet, fließt es unterirdisch in doppelten Rohrleitungen mit einem Meter Durchmesser bis zu den sechs Hauptbehältern auf der Wasserversorgungsanlage Probstheida und verteilt sich von dort in einem Netz von sagenhaften 3.500 Kilometern Länge in einen Großteil der Leipziger Haushalte. Die Leitungen müssen natürlich kontrolliert, gepflegt und saniert werden. Und wenn die Menschen der Stadt doch einmal einen besonders starken Bedarf an Wasser haben? „Dann registrieren das unsere Überwachungssysteme und wir fördern automatisch nach“, erklärt der Fachbereichsleiter Netze, Frank Lehmann. So genial und zugleich aufwendig ist also die Versorgung mit Trinkwasser in Leipzig. Lauter Dinge, die ein Leipziger nicht ahnt, wenn er seinen Wasserhahn aufdreht. „Muss er auch nicht“, sagt Lehmann lächelnd. „Hauptsache, das Wasser schmeckt.“
Dieser Text erschien im Leipziger Leben 04/2016.