Die normalste Sache der Welt
Wenn die Tage kühler werden, bleibt man abends gerne einmal zu Hause, greift sich ein gutes Buch, dreht die Heizung auf und sorgt für warme Gemütlichkeit – im Idealfall mit Fernwärme. Denn so umweltfreundlich und kostenclever ist kein anderer Wärmeträger.

Eine riesige Halle. Über sieben Stockwerke winden sich Rohre vom Durchmesser eines Fingers bis zum Umfang eines Linienbusses. Unterbrochen werden diese Knilche und Kolosse aus Stahl und Isolierung von großen Maschinen, Trafos, Kesseln, Turbinen. Gelegentlich aber auch von kleinen, unscheinbaren Drehventilen. Eine Messeausstellung zu Rohrinstallationen? Weit gefehlt. Der Maschinenraum eines Raumschiffs? Könnte sein.
Ein Kraftwerk? Korrekt – und zwar die Gas- und Dampfturbinenanlage GuD der Leipziger Stadtwerke in der Mitte Leipzigs. Eine Frage der Zeit Kraftwerksleiter Manfred Zacharias und sein Schichtleiter Heiko Köhler stehen an einer kleinen, unscheinbaren Rohröffnung, aus der es herausdampft wie aus einem überhitzten Teekessel. Heiko Köhler hält den Kegel eines Taschenlampenlichts auf die Öffnung, die gerade einmal den Durchmesser eines Tischtennisballs aufweist, den beiden Männern aber offenbar Kopfzerbrechen bereitet. „Da haben wir den Kandidaten“, brummt Köhler. „Die Dichtung am Ventil muss ausgewechselt werden.“ Zacharias nickt. „Wir müssen so schnell wie möglich Ersatz finden.“ Sein Schichtleiter beruhigt ihn. „Die Kollegen im Lager haben die Dichtung bereits gefunden, die Werkstatt ist informiert, das wird sehr schnell behoben sein.“ Besagtes Ersatzteil ist keine herkömmliche Dichtung, wie man sie vielleicht vom Gummiring eines Marmeladenglases kennt. Stattdessen ist sie aus speziellem Material, das dem Druck von 72 bar und einem 290 Grad heißen Dampf standhält.

Doppelt clever
Hier in der GuD wird mit Gasturbinen elektrischer Strom erzeugt. Die Abwärme, die dabei entsteht, nutzen die Stadtwerke, um damit heißen Wasserdampf zu generieren. Dieser Dampf erzeugt noch einmal Strom in einer Dampfturbine und erhitzt in vier Kondensatoren das Wasser, das über Leitungsrohre zu den Leipzigern fließt. Kraft-WärmeKopplung nennt man dieses umweltfreundliche Wärmeprinzip. Daher übrigens auch der Name „Fernwärme“: Weil sie eben in der „Ferne“ im Kraftwerk erzeugt wird und nicht direkt im Haus eines Leipzigers.
Fernwärme erfüllt Ökostandards
Die Fernwärme wird in Leipzig bereits seit über 100 Jahren eingesetzt und ist dennoch heute so modern wie nie zuvor. Zum einen liegt das am Leitungsnetz, das in der Messestadt kontinuierlich weiter ausgebaut wird. Zum anderen aber auch an der Erzeugung in der GuD, die dank der erwähnten Kraft-WärmeKopplung immens umweltfreundlich Wärme produziert. Das ist nicht einfach nur gut fürs Gewissen, sondern für jeden Leipziger, der jetzt oder demnächst als Immobilienbesitzer oder Vermieter einen Neubau plant.

Denn das Erneuerbare Energien-Wärmegesetz verpflichtet Eigentümer von Neubauten, den Wärmeenergiebedarf anteilig durch erneuerbare Energien zu decken. Fernwärme ist aufgrund ihres umweltfreundlichen Erzeugungsprinzips den erneuerbaren Energien gleichgestellt. Mit ihr erfüllen Hauseigentümer all diese gesetzlichen Rahmenbedingungen. Und von allen Energieträgern weist sie den besten Primärenergiefaktor auf, der festlegt, wie viel von der investierten Energie tatsächlich auch als Strom oder Wärme umgesetzt wird.
Stadtwerke-Tochter managt Fernwärmenetz

Über das weitverzweigte, weitgehend unterirdische Netz gelangt die Wärme dann vom Kraftwerk ins heimische Wohnzimmer und sorgt für eine unkomplizierte, sichere Versorgung. Unkompliziert, weil man sich keine zusätzliche Erzeugungsanlage in den Keller stellen muss und somit nicht nur Aufwand, sondern auch Platz
und Wartungskosten spart. Und sicher, weil die Leipziger Stadtwerke immer eine doppelte Versorgungssicherheit garantieren– würde eine Anlage ausfallen, können andere sofort für sie einspringen. 2014 beispielsweise hat das Unternehmen zusätzlich in große Wärmespeicher investiert, die bei einem Ausfall der GuD die Versorgung für sechs Stunden aufrecht erhalten könnten, ohne ein zusätzliches Heizwerk hochfahren zu müssen. Das spart Kosten und der Umwelt zusätzliches CO2.
Know-how bis zur kleinsten Dichtung
Schön, dass für die Leipziger ihre kuschlige Wärme also die normalste Sache der Welt ist. So wie es für die Leipziger Stadtwerke die normalste Sache der Welt ist, diese Fernwärme rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen.
Doch es steckt viel Know-how dahinter, um jede Komponente der Versorgungssicherheit immer im Blick und im Griff zu behalten – vom großen Kraftwerk bis zur kleinsten Dichtung.
Kompakt – Die Fakten zur Fernwärme
Die Leipziger Stadtwerke bauen ihr Fernwärmenetz immer weiter aus. Für Bauherren, Immobilienbesitzer und Vermieter eine echte Chance. Denn Fernwärme ist die umweltfreundlichste und zugleich effizienteste Art der Wärme. Mit ihr können sie die gesetzlichen Anforderungen der Energieeinsparverordnung besonders leicht
erfüllen und den geforderten Anteil erneuerbarer Energien bei Neubauten decken, da jener bei der Fernwärme dank Kraft-Wärme-Kopplungs-Anteil bei 99,6 Prozent liegt. Außerdem besitzt Fernwärme den besten Primärenergiefaktor. Dieser beziffert das Verhältnis von der eingesetzten Primärenergie zur abgegebenen Endenergie. Je kleiner der Faktor ist, desto umweltschonender und effizienter ist der Energieeinsatz. Der Primärenergiefaktor von Fernwärme liegt bei ungeschlagenen 0,31 (zum Vergleich: Erdgas oder Leichtöl liegen bei 1,1)
Seit Mitte 2016 beschäftigen sich die Leipziger Stadtwerke intensiv mit Leipzigs Energiezukunft und haben ein Zukunftskonzept für eine nachhaltige Wärmeversorgung Leipzigs entwickelt. Einen Überblick über die Erzeugung finden Sie auf L.de