First Fire - Erste Turbine im HKW Leipzig Süd erfolgreich hochgefahren

von Simone Liss | 01.08.2022

Die erste Siemens-Energy-Turbine im HKW Leipzig Süd hat den ersten Testlauf bestanden: First Fire nennen Kraftwerksexperten den Moment, in dem das erste Mal Erdgas in die Turbine gelangt und sie zündet. 

Eine Nahaufnahme der Turbine.
Thomas Brandenburg steht vor einer Turbine und lächelt in die Kamera.

Abteilungsleiter Thomas Brandenburg vor der Turbine.

Am 20. Juli war es soweit: Der erste Betrieb konnte bei Nenndrehzahl durchgeführt werden. Doch außerhalb des Turbinenhauses mit seinen beiden Schornsteinen ließ sich das nur von absoluten Profis überhaupt erkennen, sagt Abteilungsleiter Thomas Brandenburg. „Eine Stunde lang lief der nördliche Block unter genauester Beobachtung – mit voller Nenndrehzahl. Es hat super funktioniert – auch Dank eines tollen Teams, das hier ganze Arbeit geleistet hat!“ Bis Ende Oktober will Brandenburg weitere Tests machen. Die aktuelle Lage auf dem Energiemarkt hält ihn nicht davon ab: „Wir sind absolut im Zeit- und Budgetplan und lassen uns von der momentanen Situation nicht bremsen. Für Erdgas gibt es momentan trotz der hohen Preise keinen unmittelbaren Engpass. Insofern halten wir an der Inbetriebnahme fest und stellen die Anlage für einen möglichen kommerziellen Dauerbetrieb technisch fertig.“

Eine der beiden Turbinen ist zu sehen.

Eine der beiden HKW-Turbinen.

Beim ersten Test der Siemens-Energy-Turbine wurde zunächst nur Wärme erzeugt. „Der Generator ist bisher noch nicht synchronisiert“, erläutert der 39 Jahre alte Ingenieur. Im August folgen weitere Tests – dann mit synchronisierter Einspeisung ins Stromnetz. Anschließend wiederhole sich die Prozedur mit der anderen Turbine ab Ende August. „Wir haben jetzt beide Blöcke vollständig montiert. Es bleibt dabei, dass die ganze Anlage Ende Oktober in den regulären Betrieb starten kann.“ Bis dahin stehen noch viele weitere Probeläufe und Zertifizierungen an. Unter anderem messen unabhängige Fachleute die tatsächlich entstehenden Schadstoffe und eventuelle Geräusche.

Das Dach der Turbinenhalle. Ein Mann mit Warnweste lächelt in die Kamera.

Blick vom Dach des Kraftwerksgebäudes zum Wärmespeicher.

Das ganze Heizkraftwerk Leipzig Süd samt dem 60 Meter hohen Wärmespeicher, der zum Jahresende in Betrieb gehen soll, wird bei Bedarf sehr schnell hochgefahren werden können, sagt Brandenburg. „Es ist sehr flexibel zuschaltbar. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien spielt es immer dann eine wichtige Rolle, wenn gerade nicht genug Wind weht oder keine Sonne scheint.“ Photovoltaik und Gründächer erhielten auch die neuen Gebäude auf dem Areal.

Eine Fassade, die von einem Baugerüst umschlossen ist.

Momentan ist das Kraftwerksgebäude eingerüstet.

Bis das HKW Leipzig Süd final fertiggestellt wird, sind noch viele Aufgaben zu erledigen. Ab Herbst wird das Dach das Kraftwerkshauses begrünt und parallel dazu eine Photovoltaikanlage installiert. Zudem wird die Fassade des Kraftwerkshauses montiert. Auch der Wärmespeicher erhält noch eine attraktive Fassade aus Aluminiumtrapezblechen und ockergelben Ringen. Die Gestaltung der Fassaden zieht sich bis ins nächste Frühjahr, der Außenanlagen bis Ende 2023 hin.

Wärme und Strom für Leipzig

Das Innere der Turbinenhalle ist zu sehen.

Blick ins Innere des Kraftwerksgebäudes.

Brandenburg und sein Team sind trotz der momentanen Lage auf dem Energiemarkt auf ihr Ziel fokussiert: mit ihren höchst effizienten Gas-Turbinen schon im nächsten Winter Wärme und Strom für Leipzig zu liefern. „So eine Großinvestition ist auf viele Jahrzehnte ausgelegt“, betont Brandenburg. Man könne bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung also nicht nur vom aktuell hohen Gaspreis ausgehen. „Die moderne Technik hier ermöglicht uns außerdem ja gerade, das Erdgas möglichst bald durch klimaneutralen, grünen Wasserstoff zu ersetzen.“ Die Zertifizierung der H2-Readyness läuft gerade.

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