Kleingärtner-Hauptstadt Leipzig
Mit 6,2 Kleingärten pro 100 Einwohnern ist Deutschlands Kleingärtner-Hauptstadt Leipzig, gefolgt von Dresden (4,4) und Hannover (3,8). Insgesamt gibt es hierzulande etwa 1 Million Kleingärten und ein Deutsches Kleingärtnermuseum.

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Museum in Deutschlands Kleingärtner-Hauptstadt Leipzig
Das Kleingärtnermuseum ist klein, aber fein und weltweit einzigartig. Kurioserweise gibt es in der gesamten Aachener Straße von Marschner Straße bis WillmarSchwabe-Straße überhaupt nur diese eine Hausnummer – „7“. Das Geheimnis der verflixten „7“ Die 7? Klar, das passt natürlich prima. Schneewittchen und die 7 (Garten-)Zwerge…

„Oh nein, dieses Klischee beim Thema Kleingarten“, schüttelt Caterina Hildebrand den Kopf und hebt abwehrend die Hände. Die Diplom-Museologin und Leiterin des Hauses kann sich ein Lächeln dann aber doch nicht verkneifen. Und geht flink und gekonnt zum Gegenangriff über: „Die Gartenzwerge kommen außerdem aus dem thüringischen Gräfenroda.“ Rums, das sitzt. Somit haben wir immerhin geklärt: Mit den Gartenzwergen hat die verflixte „7“ nichts zu tun. Aber mit den vielen Gartengrundstücken in der Aachener Straße, für die bis heute keine Hausnummern vergeben werden. Ursprünglich war die Anlage mit Vereinshaus über den Haupteingang von der Käthe-Kollwitz-Straße aus erreichbar. Dieser wurde aber Anfang der 1950erJahre wegen der Erweiterung des Schreberbades geschlossen. Somit musste erstmals eine Hausnummer für die Aachener Straße vergeben werden. Aufgrund der relativ mittigen Lage wurde die „7“ ausgewählt. Die Nummer 1 sollte sich zur besseren Auffindbarkeit eines Gebäudes nämlich möglichst am Straßenanfang befinden.
Ein Schatz im stillen Kämmerlein
Seit 2006 leitet Hildebrand das Museum. Sie hegt und pflegt die Schätze, forscht, besorgt neue Kleinigkeiten, kümmert sich um die Besucher und Angebote. Zu den Lieblingsstücken gehört eine im Archiv des Hauses von ihr wiederentdeckte Filmrolle. Die Aufnahmen zeigen den Festumzug und das bunte Treiben zum 60. Vereinsgeburtstag im Jahr 1924. Inzwischen hat Hildebrand „selbstverständlich auch einen Garten“ auf dem Gelände dieses am 10. Mai 1864 gegründeten und zu Ehren des ärztlichen Pädagogen Dr. Moritz Schreber benannten Vereins. Es war der erste Schreberverein in Deutschland.

Museum erzählt GartenGeschichte(n)
Leipzig gilt aufgrund der großen Anzahl von Parzellen längst als die Hauptstadt der Kleingärtner – und ist somit natürlich der einzig denkbare Standort für ein solches Museum. Auch wenn der erste Zentrum West Kleingartenverein in Deutschland bereits 1814 in Kappeln an der Schlei (Schleswig-Holstein) gegründet wurde – der dortige Pastor verpachtete Kirchenland. Gezeigt wird die Dauerausstellung „Deutschlands Kleingärtner im 19. und 21. Jahrhundert“ sowie wechselnde Kabinettausstellungen. Sie beantworten Fragen wie: Was hat ein Mitglied der Beatles mit Gartenzwergen zu tun? Welche tollen
Funde hat ein passionierter Kleingärtner beim Umgraben gemacht? Wie sah eigentlich das Siegel von Dr. Schreber aus? Außerdem können drei Schaugärten besichtigt werden. Ein Garten wie zu DDR-Zeiten, der den Besucher mit auf Zeitreise nimmt – der gute alte Autoreifen findet da als Dekoration Verwendung. Aber schicke Gehwegplatten? Fehlanzeige. Oder besser: Mangelware. Der Museumsgarten stellt einen Kleingarten um 1900 exemplarisch dar. Und der Laubengarten vier historische Lauben: Krause-Laube, Wassermann-Laube, Kirschbaum-Laube und Schneeberg-Laube. Wirklich hübsch. Sieben solcher historischen Bauwerke würden freilich besser passen.

Mehr Informationen zur langen Geschichte der Kleingärtner-Hauptstadt Leipzig finden Sie hier.
Dieser Beitrag erschien im Bürgermagazin Leipziger Leben, 02/2017.