Linie 2072: LVB und Schauspiel Leipzig machen gemeinsam Theater

von Carolin Lätsch | 07.06.2022

Theater trifft Straßenbahn: Ein neues Stück des Schauspiel Leipzigs überrascht im Juni die Fahrgäste der LVB auf Linie 3. Sie werden Zeuge einer tollen Dramaturgie. Frei nach Bert Brecht „Das Heute geht gespeist durch das Gestern in das Morgen“.

Philipp Adrian Djokić und Laura Storz stehen mittig in einer Bahn und blicken in die Kamera.

Was die Zukunft bringt, ist ein Rätsel. Mit Phantasie und Kreativität lässt sie sich aber skizzieren. Ein Gedankenspiel, auf das sich das Schauspiel Leipzigs eingelassen und ein Stück mit dem Titel „Linie 2072“ inszeniert hat, welches vom 8. bis 18. Juni in der Straßenbahnlinie 3 der Leipziger Verkehrsbetriebe hautnah zu erleben ist.

LVB und Schauspiel Leipzig schauen in die Zukunft

Die Fahrt, auf der wir 50 Jahre in die Zukunft katapultiert werden, beginnt ganz unscheinbar an der Haltestelle Elster-Passage, denn viele Fahrgäste wissen noch nicht, dass sie sich gleich mitten in einem Theaterstück befinden werden. In futuristisch anmutenden, minimalistischen Outfits betreten die drei Protagonisten die Straßenbahn und beginnen ihre Ausführungen über das Leipzig im Jahr 2072. Geschickt verknüpft das Schauspiel-Ensemble historische Fakten aus den Anfängen der Straßenbahn und den damaligen Gegebenheiten der Stadt mit Beschreibungen über die Errungenschaften des modernen, progressiven Leipzigs.

Philipp Adrian Djokić und Laura Storz stehen vorne in einer Bahn. Sie tragen Mund- und Nasenschutz sowie blau-weiße Oberteile.

Philipp Adrian Djokić und Laura Storz vom Schauspiel Leipzig. Fotograf: Rolf Arnold

Wer will, taucht ein in diese Fiktion, folgt gespannt den bildhaften Erzählungen über CO2-bindende Strauchpflanzen oder künstliche Intelligenzen und entdeckt bei dem Blick aus dem Fenster eine völlig andere Welt vor dem inneren Auge bis zur Endhaltestelle in Lausen. Natürlich kann man jederzeit den eigenen Plänen folgen, in die Straßenbahn ein- und aussteigen, dem Stück zuschauen oder nicht zuschauen.

Auf dem Weg passiert man unter anderem die Schule am Adler, in der im Jahr 2072 Fächer wie „Katastrophenschutz“ oder die Sprache „Esperanto“ auf dem Lehrplan stehen. Beim Überqueren der Antonienbrücke kann sich das Publikum einen riesigen, neu angelegten Wald vorstellen, der sich darunter erstreckt. Die Zeit überdauert haben in dieser Science-Fiction-Vorstellung außerdem die Kleingartenanlagen Leipzigs, die auch in 50 Jahren noch die grünen Oasen der Stadt sind.

Stadtrundfahrt unter einem ganz neuen Blickwinkel

Weiter führt die futuristische Stadtrundfahrt entlang des neuen, hochmodernen phytologischen Campus der Universität Leipzig, an dem vor allem stark im Bereich Biodesign geforscht wird. Schließlich nähert sich die Straßenbahn der Endhaltestelle Lausen, nachdem man zuvor das riesige Stadion am Ratzelbogen „bestaunen“ konnte.

Spannend sind allerdings nicht nur die fantastischen Zukunftsvisionen dieses Theaterstücks unter der Leitung von Matthias Döpke und Marleen Ilg, sondern auch die Interaktionen der Schauspielerinnen und Schauspieler sowohl miteinander, als auch mit dem – größtenteils zufälligen – Publikum.

Manches in dieser Inszenierung mag sehr abwegig klingen oder das Publikum zum Schmunzeln bringen. Doch vor allem regt die „Linie 2072″ dazu an, die Stadt von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten und sich selbst zu fragen, wie das Leben in Leipzig zukünftig aussehen soll, welche Veränderungen notwendig oder möglich sind und was wir heute schon dafür tun können.

Für den Besuch der Theatertour reicht eine normale LVB-Fahrkarte, ein zusätzliches Ticket ist nicht nötig. Einen kleinen Vorgeschmack erhalten Sie auf dem Instagram-Kanal oder der Facebook-Seite der Leipziger Gruppe.
Das Stück ist aktuell leider nicht mehr zu sehen.

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