„Nicht jede Ratte, die in der Stadt gesichtet wird, kommt per se aus dem Kanal“, sagt Sven Lietzmann. Er ist Teamleiter für das Anlagen- und Kanalnetzmanagement bei den Leipziger Wasserwerken. „Dass sich Ratten in den Städten ansiedeln, liegt vor allem an den Menschen. Die Tiere fühlen sich nämlich überall dort wohl, wo sie Rückzug und vor allem ausreichend Nahrung finden.“ Das kann der Komposthaufen im Garten sein, das achtlos weggeworfene Pausenbrot im Gebüsch oder die Schüssel Katzenfutter im Hinterhof, die die Allesfresser anziehen. Auch im Kanal landen Dinge, die Ratten verführerisch finden. „Noch viel zu häufig werden Essensreste über die Toilette entsorgt – die Tiere finden im Kanal einen gedeckten Tisch. Hat der Vorkoster erst einmal eine Nahrungsquelle ausgemacht, markiert er den Weg, so dass auch andere Tiere hinfinden“, sagt Sven Lietzmann. Heißt: Wo Ratten einmal Nahrungsreste aus einem Hausanschluss im Kanal vorfinden, dorthin kehren sie in der Regel wieder zurück.