Ratten – unsere (un)bekannten Mitbewohner

von Katja Gläß | 01.08.2023

Überall, wo es menschliche Ansiedlungen gibt, sind Ratten eine normale Begleiterscheinung. In Parks, an Flüssen oder in alten Hausruinen finden sie Unterschlupf. 

Eine Ratte schaut aus einem Rohr heraus.

Auch die Kanäle unter den Straßen sind perfekte Verstecke für die Nager. Sie nutzen sie als Tunnelsysteme, um von A nach B zu gelangen, oder als zwischenzeitlichen Lebensraum für sich und die Nachkommen. In erster Linie sind Kanäle aber aufgrund des Nahrungsangebots spannend.

Menschengemachtes Problem

Ein aufgeplatzter Müllbeutel liegt auf der Straße. Einige Ratten sind im herumliegenden Müll zu sehen.

Ratten fühlen sich überall dort wohl, wo sie Unterschlupf und Nahrung finden. Unachtsam weggeworfene Lebensmittel ziehen die Nager an.

„Nicht jede Ratte, die in der Stadt gesichtet wird, kommt per se aus dem Kanal“, sagt Sven Lietzmann. Er ist Teamleiter für das Anlagen- und Kanalnetzmanagement bei den Leipziger Wasserwerken. „Dass sich Ratten in den Städten ansiedeln, liegt vor allem an den Menschen. Die Tiere fühlen sich nämlich überall dort wohl, wo sie Rückzug und vor allem ausreichend Nahrung finden.“ Das kann der Komposthaufen im Garten sein, das achtlos weggeworfene Pausenbrot im Gebüsch oder die Schüssel Katzenfutter im Hinterhof, die die Allesfresser anziehen. Auch im Kanal landen Dinge, die Ratten verführerisch finden. „Noch viel zu häufig werden Essensreste über die Toilette entsorgt – die Tiere finden im Kanal einen gedeckten Tisch. Hat der Vorkoster erst einmal eine Nahrungsquelle ausgemacht, markiert er den Weg, so dass auch andere Tiere hinfinden“, sagt Sven Lietzmann. Heißt: Wo Ratten einmal Nahrungsreste aus einem Hausanschluss im Kanal vorfinden, dorthin kehren sie in der Regel wieder zurück.

Kein Rattenproblem, aber Sichtungen von Zeit zu Zeit

Sven Lietzmann läuft geduckt in einem Schutzanzug durch die Kanalisation.

Kanalbegehungen gehören zum Tagesgeschäft: Sven Lietzmann überprüft die unterirdischen Bauwerke.

Die Leipziger Wasserwerke zählen jedes Jahr konstant etwa 50 Rattenmeldungen, die von den eigenen Fachleuten durch Kanalbegehungen oder Kamerabefahrungen registriert werden oder durch Bürger in der zentralen Leitwarte eingehen. „Wir fahren dann zunächst vor Ort und verschaffen uns ein Bild. Sofern es sinnvoll ist, verschließen wir Rückzugsorte und legen in der Kanalisation Rattenköder aus, weil sie dort für Menschen nicht zugänglich sind“, beschreibt Sven Lietzmann.

Auf dem Bild einer Überwachungskamera sieht man eine Ratte in der Kanalisation.

Eine Ratte in der Kanalisation; aufgenommen von einem Kameraroboter.

Ratten in Schach zu halten, das machen die Leipziger Wasserwerke schon allein aus Eigeninteresse: „Auch in unserem Anlagenbestand können Ratten für Schäden sorgen, wenn sie Leitungen zum Beispiel unterwühlen.“ Oftmals geschieht die im Verborgenen und wird erst bei Sanierungen bemerkt oder wenn der Untergrund nachgibt. Hinzu kommt, dass Ratten meist nicht als ästhetisch empfunden werden und über Kot oder Urin auch Krankheiten übertragen könnten.

In einem Nest aus Heu liegen vier Rattenbabys.

Rattenbabys – Ratten pflanzen sich mehrmals im Jahr fort.

Was also tun bei einer Rattensichtung? „Gern die Leitwarte der Wasserwerke informieren“, rät Sven Lietzmann. „Und das eigene Verhalten überprüfen.“ Grundsätzlich sollte man Speisereste nicht einfach in die Natur werfen oder in der Toilette herunterspülen. „Da kann jeder sofort mithelfen.“

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