Warum es für Wetterfrösche und Meteorologie verschiedene Standpunkte braucht und sich auch die Leipziger Wasserwerke für den Regen in Stadt und Umland interessieren.

Dieser Beitrag erschien im Bürgermagazin Leipziger Leben 04/2018

Blick auf den Augustusplatz mit Spiegelung in einer Pfütze
Blick auf den Augustusplatz mit Spiegelung in einer Pfütze

Von Oben Herab

Wetterfrösche gibt es in der Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Leipzig-Holzhausen reichlich. Einer von ihnen hält sich direkt am Bildschirm des Computers fest, an dem täglich die Prognosen erstellt werden. „Sunny“ ist aus Plüsch und nur stiller Beobachter. Für die Informationen zur „Großwetterlage“ in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind natürlich die sieben Meteorologen und Wetterberater gemeinsam mit weiteren Experten zuständig. In diesen drei Bundesländern befinden sich acht mit Personal besetzte Flugwetter- und Wetterwarten des DWD, an denen zum Teil rund um die Uhr das aktuelle Wetter beobachtet wird. Hinzu kommen 24 vollautomatische Wetterstationen, 46 nebenamtliche Klimastationen, 82 automatische und 244 konventionelle Niederschlagsmessstellen. Mit Daten und Analysen werden auch kommunale Unternehmen wie die Leipziger Wasserwerke versorgt. Diese benötigen allerdings eine größere lokale Datenmasse für ihre Aufgaben. Die Leipziger Wasserwerke haben deshalb im Stadtgebiet 13 eigene Niederschlagsmesser, im Umland weitere sechs.

Ein Mitarbeiter des Deustchen Wetterdienstes am Arbeitsplatz
Ein Mitarbeiter des Deustchen Wetterdienstes am Arbeitsplatz

Vollautomatische Wetterfrösche

Die Bundesbehörde DWD misst den Niederschlag im Stadtgebiet Leipzig nur in Holzhausen. Das Objekt an der Kärrnerstraße gibt es seit 2004 – zuvor befand sich die Wetterwarte an der Prager Straße in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals. Neben der Flugwetterwarte am Flughafen  Leipzig/Halle gibt es noch Niederschlagsmessstellen in Taucha, Großlehna, Lützen und Eilenburg – für Knauthain wird derzeit noch ein ehrenamtlicher Betreuer samt Grundstück für eine Messstelle gesucht. Die Standorte für die Messung müssen für eine Vergleichbarkeit bestimmte Anforderungen
erfüllen. Die Auffangfläche des Niederschlagsmessers befindet sich einen Meter über dem Boden, auch die Entfernung von Hindernissen ist  vorgeschrieben. Abgelesen wird entweder mit dem Auge oder bei elektrischen Anlagen letztendlich durch Gewichtsmessung der Wassermenge.
In Millimetern und Litern Seit Meteorologe Gustav Hellmann 1886 seinen Niederschlagsmesser entwickelt hat, beträgt die Auffangfläche des Messbehälters einheitlich 200 Quadratzentimeter. Die Angabe der Niederschlagsmenge erfolgt entweder in mm (Millimeter) oder in l/qm (Liter pro Quadratmeter). Die Informationen aus verschiedenen Quellen nutzen
die Wasserwerke für ihre Analysen und Schlussfolgerungen. Diplom-­Ingenieur Jörg Berbig vom Netzmanagement der Wasserwerke nennt die statistische Einordnung von Regenereignissen (Regenintensität),  hydraulische Modellrechnungen (Starkregenseriensimulation) oder die Schmutzfrachtberechnung als Gegenstand dieser Untersuchungen. In einem „Starkregenprojekt“ beschäftigen sich die Wasserwerke gemeinsam mit der Stadt Leipzig und anderen Partnern mit Regenmengen und ihren Folgen.
Ziel ist es, sich für entsprechende Ereignisse zu rüsten. Im Raum Leipzig regnet oder schneit es laut DWD im Durchschnitt an 171 Tagen im Jahr, also fast an jedem zweiten Tag. Wenn auch oft nur wenige Tropfen und nachts, sodass es gefühlt viel seltener vorkommt. Es gibt auch Unterschiede innerhalb des Stadtgebietes. In einer Langzeitmessung nehmen die Niederschlagsmengen von Nordwest nach Südost deutlich zu. Am Beispiel der „Normalwert-Reihe 1961–1990“ sind das 451 mm (Halle-Kröllwitz),
512 mm (Leipzig/Halle Flughafen) und 582 mm (Leipzig Prager Straße/Holzhausen).

Blick auf das Gelände des Deutschen Wetterdienstes mit verschiedenen Messanlagen
Blick auf das Gelände des Deutschen Wetterdienstes mit verschiedenen Messanlagen

Vollautomatische Wetterfrösche bei den Leipziger Wasserwerken

Die wesentliche Ursache lokalisiert die DWD-Abteilung Klima und Umwelt 80 Kilometer nordwestlich: der Harz. Die Wirkung seines Regenschattens reicht bis Leipzig. Wirklich spürbar sind diese Unterschiede aber nicht.
Spürbar sind freilich die Auswirkungen von starken Regenfällen – und dies deutlicher als vor ein paar Jahrzehnten. „Es hat früher kaum einen Menschen interessiert, wenn auf einer Wiese mächtiger Regen heruntergeprasselt ist – in einem Gewerbegebiet ist das freilich bei unter Wasser stehenden Gebäuden anders“, sagt Henry Geyer. Der Meteorologe der Regionalen Wetterberatung Leipzig meint außerdem: „Der Wasserabfluss, auch durch die Versiegelung von Flächen, funktioniert stellenweise nicht mehr wie früher.“ Kommunen und ihre Wasserwerke haben dieses Problem auf dem Schirm, auch in Leipzig. Und auch jeder einzelne Bürger kann sich bei eigenen Bauvorhaben auf die veränderte Situation einstellen.

Mehr über die spannende Ressource Wasser und woher Leipzig´s Trinkwasser kommt, lesen Sie hier.