Wie Ökolandbau und Trinkwasser in Leipzig zusammengehören

von Leipziger Leben | 22.02.2019

Vor mehr als 100 Jahren kaufte die Stadt Leipzig 800 Hektar Land vor den Toren der Stadt im Muldetal, um hier nicht nur das Trinkwasser für die Stadt zu gewinnen, sondern seine Vorräte im Boden auch zu schützen.

Ein Traktor mit Anhänger fährt vor dem Wassergut Canitz entlang.
Sicht auf das Wassergut Canitz.

Rund um das Wasserwerk betreibt das Wassergut Canitz zum Schutz der Grundwasserressourcen ökologischen Landbau.

Landbewirtschaftung und Wasserschutz gehen an der vier Großwasserwerken der Leipziger Wasserwerke Hand in Hand – seit 25 Jahren sogar mit Bio-Standard. Dafür sorgt eine eigene Firma der Wasserwerke: die Wassergut Canitz GmbH.

Auch wenn es auf den riesigen Flächen des Wasserguts grünt und wächst: Der wahre Schatz des Areals vor den Toren Leipzigs bleibt dem Betrachter verborgen, denn er liegt oder besser er fließt unter der Erde. Die Ströme des Grundwassers sind die Quelle für Leipzigs Trinkwasser, das hier zur  Versorgung der Stadt Leipzig und der angrenzenden Gemeinden besonders streng überwacht, gepflegt, gepumpt und bewirtschaftet wird.

Kleine Farbenlehre der Felder

Es ist ein typischer Frühjahrstag mit frischem Wind, freundlichen Sonnenfenstern und gelegentlichem Nieselregen über den Feldern und Brunnen des Trinkwasserschutzgebietes. Dr. Bernhard Wagner steht auf einem Feld mit Luzerne und weist auf ein Feld mit Wintergetreide.

Dr. Bernhard Wagner steht auf einem Feld und schaut in die Ferne.

Dr. Bernhard Wagner, Geschäftsführer der Wassergut Canitz GmbH.

„Hier sehen Sie bei den Pflanzen unterschiedliche Grüntöne. Auf den hellgrünen Flächen ist der Stickstoffanteil im Boden niedriger, auf den dunkelgrünen höher konzentriert. Daran erkennt man mit bloßem Auge, dass die Böden nicht mit mineralischem Stickstoff aufgedüngt werden.“ Der promovierte Agrarwissenschaftler ist Geschäftsführer des Wasserguts Canitz, dessen Flächen seit 1907 der Stadt Leipzig gehören. Hier wird von den Leipziger Wasserwerken besonders sauberes Grundwasser als Trinkwasser für die Stadt gewonnen und durch ökologische Landwirtschaft rein gehalten.„Im konventionellen Bereich werden üblicherweise künstlicher Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Das ist bei uns anders, weil wir die Nitrat- und Pflanzenschutzmittelbelastung so gering wie möglich halten wollen“, sagt Wagner. Hinter dieser Aussage verbirgt sich ein ebenso ökologischer wie ökonomischer Zusammenhang, der in seinen Einzelheiten komplex, aber in seinen Prinzipien einfach ist.

Dünger besteht vor allem aus Stickstoff, der Motor für den Stoffwechsel aller Pflanzen. Der wird normalerweise durch das Aufbringen von organischem Dünger aus der Tierhaltung auf die Felder bereitgestellt oder in Form von Kunstdünger eingestreut. Bei einer übermäßigen Düngung kann zu viel davon aber in die tieferen Bereiche des Bodens und in die grundwasserführende Schicht gelangen. Schließlich findet es sich als schädliches Nitrat im Trinkwasser wieder und muss extrem aufwendig herausgefiltert werden. Gesunde Erträge unter und über der Erde Nitratverringerung durch eine konsequente und wasserschutzgerechte Fruchtfolge ist ökologischer und ökonomischer als das aufwendige Herausfiltern des Nitrats und anderer schädlicher Rückstände aus Düngung und Pflanzenschutz aus dem Rohwasser. Deshalb ist die Verbindung von Grundwassergewinnung und Landwirtschaft auf ein und demselben Areal ein geniales Unternehmenskonzept. Denn es erwirtschaftet gesunde Erträge sowohl unter der Erde als auch über der Erde. Wenn man es richtig managt.

Sicht auf die flachen Gebäude des Wassergut Canitz.

Das Wassergut Canitz ist ein Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke.

Wagner erklärt: „Wir bepflanzen die Felder von Jahr zu Jahr nach einer genau ausgewählten Fruchtfolge. Es folgt pro Feld nie dieselbe Pflanze des Vorjahres. Viel mehr noch: Es dauert bis zu acht Jahren, bis eine Fruchtfolge wieder von Neuem beginnt. Es gibt Pflanzen, die über ihre Wurzeln selbst Stickstoff binden, wie zum Beispiel die Luzerne. Nutzt man sie nicht als Futtermittel, kann man sie auch unterpflügen und als natürliche Düngung benutzen.“ So wechselt pro Feld von Jahr zu Jahr der Anbau zwischen verschiedenen Winter- und Sommer-Getreidearten, Futterpflanzen, Kartoffeln, Luzerne, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Zwischenfrüchten. Ein Wechselzyklus hat den wichtigen Effekt, dass in den Böden der natürliche Humus nicht abgebaut, sondern auch wieder zugeführt wird. Auf diese Weise baut sich eine sehr gute Humusschicht auf und die bakterielle Mikrofauna sowie schädliche und nützliche Insekten bleiben im Gleichgewicht.

Ein Traktor steht auf einem Felder. Daneben steht ein beladener Anhänger.

„Es dauert bis zu acht Jahre, bis eine Fruchtfolge wieder von Neuem beginnt.“

Die lange Fruchtfolge sorgt so dafür, dass Schädlinge geringere Chancen haben, die Kulturen zu befallen – der Einsatz von im Ökolandbau zugelassenen Hilfsstoffen ist daher nicht nötig. „Und aus Überzeugung auch nicht gewollt“, sagt Wagner. So sorgt die Fruchtfolge für sehr gutes Trinkwasser und hervorragende  Lebensmittel der Region.

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