Leipziger Weg
Leipzigs Fernwärmeversorgung macht sich unabhängig von der Braunkohle. Die Leipziger Stadtwerke beschreiten damit den Leipziger Weg in der Energiewende. Dafür wird das Unternehmen in den nächsten Jahren rund 300 Mio. Euro in den Bau neuer Erzeugungstechnologien investieren. Dadurch kann allen Leipzigern langfristig umweltfreundliche und sichere Energie zu attraktiven Preisen geliefert werden.
Der Leipziger Weg ohne Braunkohle
Oberbürgermeister Burkhard Jung, LVV-Aufsichtsratsvorsitzender, betont: „Leipzig steigt definitiv aus der Braunkohle-Fernwärmeversorgung aus. Günstigster Zeitpunkt ist das Jahr 2022, das ist technisch machbar, wirtschaftlich vernünftig und ökologisch geboten. Dabei müssen aber vor allem Versorgungssicherheit und Preisstabilität garantiert sein. Beim Genehmigungsverfahren für ein neues Kraftwerk sind wir jedoch auf die Unterstützung der Genehmigungsbehörden, vor allem aus dem Freistaat Sachsen angewiesen, von etwaigen unvorhersehbaren Problemen beim Bau selbst einmal ganz abgesehen. Und dass alle Leipziger und Leipzigerinnen weiter sicher versorgt werden und sich ihre Fernwärme auch weiterhin leisten können, ist mir jedenfalls wichtiger, als ein Ausstieg mit der Brechstange zum Tag X, verbunden mit unvertretbaren und unkalkulierbaren Risiken.“
Gerade die Sicherheit der Fernwärmeversorgung sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr, mahnt Karsten Rogall, Geschäftsführer der LVV und der Leipziger Stadtwerke. So habe die EnBW als einer der Betreiber des Kraftwerks Lippendorf einen der beiden 900-Megawatt (MW)-Blöcke vorübergehend stillgelegt. Nach Aussage der EnBW sei der Kraftwerksblock aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz genommen worden.
„Umso wichtiger ist es, in Leipzig nun umgehend und konsequent eine zukunftssichere Versorgungslösung anzugehen. Eine zügige Transformation stellt vor allem in den Jahren bis 2022 die Stadtwerke und auch die Stadt Leipzig vor erhebliche Herausforderungen. Eine Vielzahl von Einzelprojekten gilt es parallel umzusetzen. Auch wenn es womöglich noch gut 10 Jahre dauert, bis das Ziel vollständig erreicht wird, machen sich unsere Stadtwerke mit Riesenschritten ab heute auf den Weg, den Leipziger Weg.“

Der Transformationspfad der kommenden Jahre
Im Rahmen der Transformation werden rund 250 MW neue Erzeugungskapazitäten und 100 MW ergänzende Speicherkapazitäten aufgebaut. Der beschlossene Transformationspfad sieht den Bau erneuerbarer Technologien, innovativer Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme (KWK) in Kombination mit Solarthermie und Power-to-Heat sowie noch konventioneller gasbasierter Kraftwerke vor. Konkret umfasst das den Neubau von solarthermischen und Biomasseanlagen sowie gasbasierten KWK-Anlagen bis 2023. Ab Mitte der 2020er Jahre ergänzt eine energetische Verwertung von Abfall mit hohem Heizwert das Zielportfolio der Erzeugungstechnologien.
Das wesentliche Element der Transformation ist daher die Errichtung eines flexiblen Gasturbinen-Heizkraftwerkes auf dem ehemaligen Kraftwerksstandort Süd in der Bornaischen Straße 120 bis Ende 2022. Die Planungen sind angelaufen, der erste Spatenstich soll im dritten Quartal 2020 erfolgen.
Die Vorteile moderner Gaskraftwerke würdigt auch der Abschlussbericht der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung. Darin wird ausgeführt, dass zur Aufrechterhaltung einer zuverlässigen Stromversorgung auf dem heutigen Niveau gesicherte Kraftwerksleistungen mit möglichst geringen CO2-Emissionen benötigt werden. Nach aktuellem Stand der Technik können dies am besten – so die Ansicht der Kommission – Gaskraftwerke leisten. „Auch aus Sicht der Leipziger Stadtwerke ist Gas-KWK eine Brückentechnologie, die perspektivisch den Einsatz zukunftsfähiger regenerativer und synthetischer Gasbrennstoffe für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung möglich machen wird“, erläutert Dr. Maik Piehler, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke, die langfristige strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Auch wenn ein Gaskraftwerk viele Vorteile hat, erfordert eine solche Baumaßnahme eine Vielzahl von Genehmigungen und Gutachten.
Daher sind sowohl städtische als auch Landesbehörden bereits jetzt dabei, dieses Projekt zu prüfen und die erforderlichen Genehmigungen zu erteilen.
Der Vorbescheid des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zur Freigabe der KWK-Zulagen liegt den Stadtwerken bereits vor. Diese KWK-Zulagen sind keine Subventionen für den Bau, sondern werden nur für den tatsächlichen Betrieb der Anlagen zur Verfügung gestellt. Deshalb haben die Stadtwerke ein hohes Interesse daran, dass diese neue Anlage auch einen wesentlichen Beitrag für die Fernwärmeversorgung in Leipzig leisten wird. „Wir sind zuversichtlich, auch alle anderen Genehmigungen termingerecht zu erhalten. Das ist ein ehrgeiziger, aber machbarer Zeitplan, allerdings liegt dessen Einhaltung nicht allein in unserer Hand“, so Piehler.

Für eine sichere Energieversorgung auf Leipziger Weg
Die bisherige Wärmeversorgung aus dem Kraftwerk Lippendorf beinhaltet nicht unerhebliche versorgungstechnische Risiken. Der Bau und Betrieb stadtwerkeeigener Erzeugungsanlagen wird hingegen dauerhaft eine Versorgungssicherheit von über 100 Prozent für die Bürger sicherstellen. So stärken sich die Stadtwerke, um unabhängig von überregionaler Politik, Großkraftwerksbetreibern und Markteffekten die Versorgung der Leipziger aus einer Hand sicherstellen zu können. „Vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse ist noch ein wichtiger Aspekt zu ergänzen. Eine besondere Eigenschaft der zukünftigen Gasturbinenanlage ist die sogenannte Schwarzstartfähigkeit. Damit kann auch bei einem Ausfall des gesamten deutschen Stromnetzes in Leipzig die Versorgung insbesondere für Krankenhäuser und Rettungsdienste wieder hergestellt werden“, betont Rogall.
Verminderung der Umweltbelastung von Anfang an
Der Einsatz von dezentralen CO2-armen Technologien in der Fernwärmeversorgung Leipzigs wird einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. So kann zukünftig insbesondere der Schadstoffausstoß von Kohlendioxid, Stickoxiden und Schwefeloxiden in Leipzig um die Hälfte reduziert werden. Dieses Ergebnis bestätigt ein Gutachten der Technischen Universität Dresden. Konkret tragen vor allem folgende Aspekte zur Reduzierung der Umweltbelastung bei: Ein Schadstoff-Katalysator der neuen Gasturbinenanlage minimiert die Schadstofffreisetzung weit unter das Niveau der heute erlaubten Grenzwerte. Völlig frei von Umweltbelastungen ist die Energie der Sonne, die in Solarthermieanlagen zur Heißwassererzeugung genutzt wird.
Diese Anlagen liefern in den Sommermonaten genügend Wärme, so dass konventionelle Kraftwerke stillstehen können. Große Wärmespeicher bevorraten nach dem Prinzip der Thermoskanne warmes Wasser und speisen es bei großer Wärmenachfrage wieder ins Versorgungsystem ein. Auf diese Weise wird Energie umweltfreundlich, nachhaltig und effizient eingesetzt. Damit wird die Fernwärmeversorgung der Zukunft unter Beachtung von Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit so erneuerbar und dezentral wie möglich.
Regionale Wertschöpfung durch Investitionen in die Zukunft
Die geplanten Investitionen in neue Erzeugungsanlagen und Netze bringen der Stadt Leipzig auch wirtschaftliche Vorteile. Jeder in den Umbau des Erzeugungsportfolios und die Weiterentwicklung der Fernwärme investierte Euro führt zu rund 1,90 Euro lokaler Wertschöpfung im Versorgungsgebiet. Insbesondere Tiefbauunternehmen, Handwerker und Ingenieurbüros können von einem nachhaltigen Beschäftigungseffekt der Transformation profitieren. Darüber hinaus werden für den Betrieb der neuen Anlagen nach ersten Schätzungen rund 80 Fachkräfte bei den Stadtwerken benötigt.

Vorteile des Leipziger Weg für Bürger und Kunden
Mit dem beschlossenen Zukunftskonzept Fernwärme können die Leipziger Stadtwerke die Wünsche ihrer Kunden nach günstiger und nachhaltiger Wärmeversorgung erfüllen. „Modernste Erzeugungstechnologien in Kraft-Wärme-Kopplung mit hervorragenden Wirkungsgraden und die Einbindung von Speichertechnologien erhöhen die Wirtschaftlichkeit des Betriebs unserer Anlagen und gewährleisten wettbewerbsfähige Preise“, so Piehler. „Somit werden sich die Leipziger Kunden und Bürger auch in Zukunft auf Fernwärme als modernes, sicheres und attraktives Wärmeversorgungssystem verlassen können.“
Der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Burkhard Jung, betont abschließend: „Ziel unseres Leipziger Weges ist es, die Stadt langfristig völlig unabhängig von fossilen Energiequellen zu machen.“
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